Das Festliegen bei Kühen kann verschiedene Ursachen haben. So gibt es im Grunde vier Symptomenkomplexe, die das Festliegen verursachen können:

Erstens Stoffwechselstörungen, hier vor allem der Kalziummangel nach der Geburt, das so genannte „Milchfieber“. Durch die fehlenden Elektrolyte ist die Muskelspannung herabgesetzt; nicht nur die Skelettmuskulatur, sondern auch die Herzmuskulatur kann betroffen sein. Aus diesem Grund kann dieses Milchfieber lebensbedrohliche Zustände annehmen.

Eine zweite mögliche Ursache des Festliegens sind traumatische Schädigungen der Muskulatur, des Skelettsystems oder des motorischen Nervensystems. Oft spielen in diesem Zusammenhang Schwergeburten oder Unfälle eine Rolle.

Drittens kommen schwere innere Leiden in diesem Zusammenhang in Frage. Daraus resultierende Schwäche oder Schmerzen können für das Festliegen verantwortlich sein.

Zum Vierten gibt es Fälle, in denen keine Ursache zu finden ist. Im Prinzip könnten die Tiere zwar aufstehen, aus Angst, Unsicherheit oder Widersetzlichkeit bleiben sie aber liegen.

Erste Maßnahmen beim Festliegen

Gleich, welche Ursache auch dahinter stecken mag, wichtig ist das Vermeiden weiterer Schädigungen. In erster Linie sollten die Hinterbeine des Tieres zusammengebunden werden, um ein Ausgrätschen und die damit verbundenen Muskelschäden zu vermeiden. Besonders geeignet dafür sind so genannte „Vergrittungsgeschirre“, die leicht anzulegen sind und die Hinterbeine im richtigen Abstand zusammenhalten. Zur Not kann man auch mit Stricken die Beine im Abstand von etwa einem halben Meter zusammenbinden. So haben die Tiere ausreichend Bewegungsfreiheit in der Hinterhand, einem Auseinandergrätschen der Hinterbeine wird aber vorgebeugt.

Sollte nach der Erstbehandlung des Tierarztes mit Infusionen und/oder Schmerzmitteln das Tier nicht sofort aufstehen, sollten die Fußfesseln unbedingt belassen werden, da bei Aufstehversuchen der noch geschwächten Tiere es sehr leicht zum Ausgrätschen kommen kann.

Außerdem ist auf  eine ausreichende Wasserversorgung zu achten. Da die Tiere nicht mehr an die Tränkebecken kommen, kommt es zu Verschiebungen im Wasser- und Elektrolythaushalt des Körpers. Dadurch können unterschwellige Störungen sich noch verstärken. Bei der Tränkung wird aber der Wasserbedarf der Tiere oft unterschätzt. So reichen zwei bis drei Eimer Wasser bei Weitem nicht aus. Nach der Kalbung benötigt eine gute Milchkuh durchaus achtzig bis hundert Liter Wasser am Tag, bei sehr hoher Milchleistung und hoher Umgebungstemperatur durchaus auch mehr.

Des Weiteren sollten festliegende Tiere regelmäßig gewälzt werden, um lokalen Durchblutungsstörungen und damit weiteren Muskel- und Nervenschädigungen entgegenzuwirken. Auch bei Kühen kann es wie in der Humanmedizin zum Wundliegen kommen, wenn die Tiere ständig auf der selben Seite liegen und dadurch die Haut geschädigt wird („Dekubitus“).

Wichtig ist vor allem auch eine weiche, trockene Unterlage. Tiefeinstreu oder ein Torfbett sind ideal. Damit wird einem Wundliegen vorgebeugt; ist der Untergrund auch griffig genug, kommen die Tiere auch leichter wieder auf die Beine. Gummimatten als Unterlage wurden lange Zeit als Mittel der Wahl angesehen; allerdings wirken diese Matten wie ein Radiergummi und sie können auf diese Weise die Haut regelrecht „wegradieren“, was zu schweren Schürfwunden führen kann.

Unter Umständen können auch Aufhebeversuche gemacht werden. Es werden verschiedene Systeme angeboten, mit denen Kühe aufgehoben werden können. So gibt es Aufhebestände, bei denen die Tiere mittels Gurten und Flaschenzügen aufgestellt werden können. Diese haben auch den Vorteil, dass man die Tiere durchaus auch einige Zeit in den Gurten hängen lassen kann, bis sie wieder Vertrauen in ihre Beinmuskulatur bekommen und selbst versuchen auf eigenen Beinen zu stehen.

Statt mit Flaschenzügen oder Winden gibt es diese Systeme auch für den Frontlader. Allerdings sollten die Tiere so nicht über größere Strecken transportiert werden, da dies die Gefahr von Inneren Verletzungen durch den erhöhten lokalen Druck mit sich bringt.

Außerdem wird oft die so genannte „Beckenklammer“ eingesetzt, bei der das Becken des festliegenden Tieres in ein Gestell eingespannt wird und das Tier quasi an der Hüfte hochgezogen wird, was den Bauchraum der Tiere weniger belasten soll und Schäden an den Inneren Organen vermeiden soll. Vor Anwendung dieser Klammern sollte allerdings unbedingt der Tierarzt zu Rate gezogen werden, um das Vorliegen von Verletzungen im knöchernen Becken auszuschließen. Ansonsten können durch solch einen Aufhebeversuch dem Tier weitere Schädigungen und Schmerzen zugefügt werden.

Vorbeugemaßnahmen

Die wichtigste Vorbeuge gegen das „Milchfieber“ ist die entsprechend angepasste Fütterung der Trockensteher. In der Trockenstehzeit sollte der Kalziumgehalt des Futters niedrig gehalten werden. So widersprüchlich das zunächst klingt, werden durch diese Maßnahme die körpereigenen Regulationsmechanismen in Gang gebracht und die körpereigenen Reserven werden mobilisiert. Außerdem sollte der Kaliumgehalt im Futter niedrig gehalten werden, um die Verfügbarkeit des Kalziums zu verbessern. Vor allem Grassilagen mit einem entsprechend hohen Kaliumgehalt können in der Trockenstehration ein Festliegen begünstigen.

Eine Gabe von Vitamin D etwa eine Woche vor dem Abkalbetermin, evtl. in Verbindung mit einem Kalziumdepot ist bei gefährdeten Tieren durchaus angebracht. Bei diesen Tieren empfiehlt es sich außerdem, sie mit oral verabreichten Kalziumpräparaten um den Abkalbezeitpunkt herum zu unterstützen.

Außerdem sollte auf sauberen griffigen Untergrund geachtet werden um einem Ausrutschen der Tiere mit anschließendem Festliegen durch die entstehenden Traumata vorzubeugen. Ein sicherer rutschfreier Untergrund hat vor allem in Laufställen den Vorteil, dass die Tiere sich sicherer bewegen und wohler fühlen. Allein durch den damit verbundenen erhöhten Kuhkomfort sinkt die Gefahr von Klauenerkrankungen und es steigt die Milchleistung.

Categories: Großtiere